MANFRED WAFFENDER FILM
SONGS OF THE MAORI | 53 Min | ZDF/Arte/MW Filmproduktion 1997
 
SONGS OF THE MAORI

 

Documentary about the music of the Maori of New Zealand and the significance of song for their cultural identity.
With Cathy Dewes, Lyonel Grant, Haupuru Heta, Hiko Hohepa, Tame Iti, Roimata Kaaka, Sid Kira, Matarae o Rehu, Weteni Mitai Ngatai, Richard Nunns, Lovey Pardo, Leo Pomana, Charles Royal, Kimoro Taiepa, Powhiri Rika-Heke, Hiwi Tauroa, Pat Tauroa, Henare Te Ua, Te Kura Kaupapa Maori o Ruamata, Te Whanau Taironga and Hemana Waka.

Maori-Lieder als kulturelle Werkzeuge

O.I.“Lieder sind kulturelle Werkzeuge“, sagt ein Maori, „in unserer oralen Überlieferung reichen wir so die Kenntnisse an die nächste Generation weiter.“ Mit diesen Worten charakterisiert der neuseeländische Ureinwohner trefflich das Gewicht der Musik bei den Maori. Manfred Waffender widmet diesen Werkzeugen mit seinem Film ‚Die Lieder der Maori’ ein Dokument von ausserordentlicher Schönheit, wobei den eindrücklichen Gesängen leidenschaftliche Aufnahmen von poetischer Ausdruckskraft beigemischt sind (Kamera: Bernd Meiners).
Die den Maori eigenen Instrumente aus Kürbisschalen, Fischknochen , Stein, Tritonmuscheln tragen zwar zum speziellen Timbre dieser südpazifischen Musik bei. Ausschlaggebend sind jedoch die kraftvollen Stimmen der Ureinwohner und die mythischen Texte, die heute in den Nachtclubs der Maori durchaus auch mit Popmusik begleitet werden können. Neuseeland wurde erst vor 1400 Jahren von Polynesiern besiedelt. Sie kamen in mehreren Wellen mit ihren Kanus, den Wakas. Noch heute beschwört jeder Maori die heldenhafte Reise von der mythischen Stamminsel Hawaiki, die seine Vorfahren in einem Waka überstanden haben – eine seefahrerische Leistung, die der europäischen damals um tausend Jahre voraus war.

Stirbt ein Maori, so verlässt seine Seele die physische Welt an der Nordspitze Neuseelands, dort, wo die Ahnen hergekommen sind. Die ganze Schöpfungsgeschichte geht auf die Zeit jener Seefahrten zurück, und die einzelnen Wakas (man könnte auch ‚Stämme’ sagen) grenzen sich voneinander mit eigenem Liedgut ab. „Die Gesänge sind wie Identitätskarten“, sagt ein Maori.

Am Haka, dem rituellen Kampfgesang, messen Maori-Gemeinden, die sich auf ihre Identität zurückbesinnen, den Grad ihrer kulturellen Restauration. Vierzig bis fünzig Gruppenmitglieder tragen diese rhythmischen Gesänge in grossen Wettbewerben vor. Auch die Besucher der Marae (Gemeinschaftshaus) werden zuweilen mit einem Haka begrüßt – die kämpferisch klingenden Laute können durchaus bedrohlich wirken – mit Absicht, denn Besucher sollen durch die Kraft der Gastgeber beeindruckt werden. Wenn sich eine Walze von kampflauten ausstoßenden, knüppelschwingenden Maori auf jemanden zubewegt, braucht es schon Standvermögen, um nicht zurückzuweichen, auch wenn man vom friedlichen Charakter des Rituals weiß.

In den vergangenen zweihundert Jahren ist viel Kulturgut verloren gegangen, die Lieder wurden mit Kirchenmusik verwässert. Wenn Kulturaktivisten sich nun zurückbesinnen, können sie auf ein großes Tonarchivzurückgreifen, welches das öffentliche Radio vor sechzig Jahren angelegt hat. Wie andere Ureinwohner müssen die Maori in Bibliotheken und Archiven stöbern, um ihre Kultur wieder aus der Versenkung herauszudestillieren.

„Musik kommt von den Vögeln“, sagt der eindrücklich tätowierte Tame Iti. „Der Ton kommt vom Fluss, vom Wind. Lieder sind unsere Kommunikationsmittel.“ Wenn Manfred Waffender etwas an seinem Film hätte verbessern können, dann wäre es der Einbezug des politischen Kampfes gewesen, den die Maori zur Rückgewinnung ihrer Rechte in Neuseeland führen. Tame Iti ist der berühmteste (und von manchen Weissen am lautesten verfluchte) dieser militanten Exponenten von Maori, die auf die Einhaltung von Verträgen pochen, welche die Vorfahren mit der britischen Krone abgeschlossen haben. Die Briten hatten den neuseeländischen Ureinwohnern nämlich zahlreiche Privilegien belassen, damit die Angelsachsen als Protektoren akzeptiert wurden – als Beschützer vor den Franzosen, die damals im Südpazifik ebenfalls auf Beute aus waren.

(Neue Zürcher Zeitung vom 24. Juli 1998)

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